Wir waren Teilnehmer am Aufstand der schlesischen Weber vom 4. bis 6. Juni 1844 in Langenbielau und Peterswaldau. Wir wurden zu teils mehrjährigen Zuchthausstrafen im Gefängnis von Jauer verurteilt, dem einen oder anderen wurde auch die National-Kokarde aberkannt, und es setzte für unsere Anführer und Rädelsführer Peitschenhiebe. Schon bald nach unserer Inhaftierung richteten wir ein Gnadengesuch an den preußischen König:
Verhandelt Jauer den 5ten Februar 1845
In der Criminal „Untersuchungs“ Sache unter den Theilnehmern der schlesischen Weberunruhen vom Juni 1844 sind die nachbenannten Strafgefangenen rechtskräftig verurtheilt.
- der Weber Gottfried Hübner aus Mittel Peterswaldau, wegen Tumults und Diebstahls, ordentlich mit dem Verlust der National-Kokarde, fünfjähriger Zuchthausstrafe und dreißig Peitschenhieben.
- Der Rauher Andreas Jahn, aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit einjähriger Zuchthaussstrafe.
- Der Weber Friedrich Wilhelm Geburtig aus Mittel Peterswaldau ordentlich wegen Tumults mit zweijähriger Zuchthausstrafe
- Der Weber August Eibner aus Hinter Peterswaldau, wegen Tumults ordentlich mit einjähriger Zuchthaussstrafe.
- Der Weber August Sohreier aus Mittel Peterswaldau, wegenTumults ordentlich mit drei und einhalbjähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Joseph Bruschwitz aus Mittel Peterswaldau, wegen Tumults ordentlich mit drei und einhalbjähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Gottlieb Böhm aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthausstrafe
- der Weber August Stiller aus Hinter Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Johannes Fischer aus Mittel Peterswaldau, wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Johannes Christen aus Hinter Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthausstrafe
- Der Weber Gottlieb Fritsche aus Ober Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit dreiähriger Zuchthausstrafe.
- Der Rauher Gottlieb Berger aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthaussstrafe
- Der Weber Gottlob Güllmer aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults außerordentlich mit zweijähriger Zuchthausstrafe
- Der Weber Carl Katner aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthaussstrafe.
- Der Weber Carl Gottfried Wenzel aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Johann Gottfried Spielmann aus Ober Peterswaldau wegen Tumutls außerordentlich mit zwei Jahr Zuchthaus.
- Der Weber Gottfried Hof(e)richter aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults außerordentlich mit zwei Jahr Zuchthaus.
- Der Weber Friedrich Benjamin Fleischer aus Ober Peterswaldau wegen Tumults außerordentlich mit zweijähriger Zuchthausstrafe.
- Der Ziegelstreicher (?) Benjamim Hampel aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults außerordentlich mit zwei und einhalbjähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Friedrich August Fuhrig aus Ober Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthausstrafe und zwanzig Peitschenhieben.
- Der Weber Anton Graebisch aus Hinter Peterswaldau, wegen Tumults außerordentlich mit zweijähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Carl Friedrich Ertelt, aus Mittel Peterswaldau wegen Tumults außerordentlich mit zweijähriger Zuchthaussstrafe.
- Der Weber Gottlieb Ernst Lägel aus Mittel Peterswaldau wegen Theilnahme an dem Tumult in Peterswaldau ordentlich mit einer einjährigen Zuchthaussstrafe.
- Der Weber Johann Friedrich Schoenwälder aus Ober Peterswaldau wegen Theilnahme an dem Tumulte in Peterswaldau ordentlich mit einer einjährigen Zuchthaussstrafe.
- Der Weber Johann August Hanisch (richtig wohl “Hansch”) aus Klein Friedrichsfeld wegen Tumults ordentlich zu dreijähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Carl Gottlob Dobermann aus Klein Friedrichsfeld wegen Tumults ordentlich zu einjähriger Zuchthaussstrafe.
- Der Weber Frieddrich Herfort aus Neubielau, wegen Tumults und (xxxx) Diebstahls ordentlich mit sechs Jahr Zuchthausstrafe und Verlust der National-Kokarde
- Der Weber Joseph Franke aus Ober Bielau, wegen Tumults ordentlich mit sechsjähriger Zuchthaussstrafe
- Der Weber Friedrich Stiller aus Mittel Ober Bielau wegen Tumults ordentlich mit fünfjähriger Zuchthausstsrafe.
- Der Weber Gottlieb Rogel junior aus Ober Bielau wegen Tumults ordentlich mit vier und einhalbjähriger Zuchthausstrafe
- Der Weber Friedrich Rogel senior aus ober Bielau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber August Heyn aus Ober Bielau wegen Tumults und Diebstahls ordentlich mit dem Verluste deer National Konkarde drei und einvierteljährige Zuchthausstrafe und 20. Peitschenhiebe.
- Der Tischler Gottlieb Weingang aus Mittel Bielau wegen Tumults ordentlich mit dreijähriger Zuchthaussstrafe und zwanzig Hieben.
- Der Webergeselle Ernst Scholz aus Ober Bielau wegen Tumults und Diebstahls ordentlich mit drei und einvierteljähriger Zuchthausstrafe, Verlust der Kokarde und zwanzig Hieben
- Der Tischler Carl Kaemmer aus Peterswaldau wegen Tumults ordetnlich mit drei und einhalbjähriger Zuchthausstrafe und zwanzig Peitschen-Hieben.
- Der Hausmann Carl Wilhelm aus Ober Bielau wegen Tumults ordentlich mit drei Jahr Zuchthaussstrafe.
- Der Weber Gottlob Liehr aus Ober Bielau wegen Tumults außerordentlich mit zwei und einhalbjähriger Zuchthaussstrafe
- Der Weber Carl Wilhelm Koch aus Peterswaldau wegen Tumults ordentlich mit zwei Jahr Zuchthaus und zwanzig Peitschenhieben.
- Der Lagerarbeiter August Hübner aus Bielau wegen Tumults ordentlich mit drei Jahr Zuchthaus.
- Der Weber August Winkler aus Ober Bielau wegen Tumutls ordentlich mit sechs und einhalbjähriger Zuchthausstrafe und dreißig Hieben.
- Der Weber Gottlieb Liebig aus Neu Bielau wegen Tumults außerordentlich und wegen Diebstahls ordentlich mit dem Verlust der National-Kokarde, fünf Jahr Zuchthaus und dreißig Peitschenhieben.
- Der Weber Ferdinand Stielitz aus Weigelsdorf wegen Tumults ordentlich mit drei Jahr Zuchthaus.
- Der Weber Joseph Treidler aus Schersau (?) wegen Tumults und Diebstahls ordentlich mit vier Jahr Zuchthaus und Verlust der National Kokarde und zwanzig Peitschenhieben.
- Der Webergesell Carl Nitschke aus Ober Bielau wegen Tumults ordentlich mit fünfjähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Gottlob Rohleder aus Neubielau wegen Tumults ordetnlich mit fünfjähriger Zuchthausstrafe und zwanzig Peitschenhieben.
- Der Weber Gottlieb Rohleder aus Neu Bielau wegen Tumults ordentlich mit vier Jahr Zuchthaus und Verlust der Unteroffizieer (xxxx).
- Der Dienstkraft Johann Gottlieb Harke aus Langenbielau wegen Tumults ordentlich und wegen Diebstahls außerordentlich mit vier Jahr Zuchthaus und Verlust der National Kokarde.
- Der Ziegelstreicher und Weber Johann Gottlieb Beer aus Klein Friedrichsfeld wegen Aufruhrs ordentlich mit vierjähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Gottlieb Lempert aus Leutmannsdorf wegen Aufruhrs ordetnlich mit vier Jahr Zuchthaus.
- Der Weber Gottlieb Thiel aus Leutmannsdorf wegen Aufruhrs ordentlich mit dreijähriger Zuchthaussstrafe.
- Der Weber Gottfried Moser aus Klein Friedrichsfeld wegen Aufruhr außerordentlich mit zweijähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Johann Gottlieb Jischke aus Klein Friedrichsfelde wegen Aufruhr außerordentlich mit zweijähriger Zuchthausstsrafe.
- Der Weber Wilhelm Eichner aus Friedrichsfelde wegen Aufruhr außerordentlich mit zwei und einhalbjähriger Zuchthausstrafe.
- Der Weber Gottlieb Scholz aus Ludwigsdorf wegen Tumults ordentlich mit zwei und einhalbjähriger Zuchthausstrafe.
- Der Einwohner Wilhelm Tschertner aus Steinseiffersdorf wegen Tumult und Diebstsahl ordentlich mit sechsjähriger Zuchthausstrafe, Verlust der National Kokarde und zwanzig Hieben.
- Der Weber Carl Hahnel aus Ober Leutmannsdorf wegen Theilnahme am Tumult ordentlich mit ein und einem halben Jahre Zuchthausstrafe
- Der Weber Benjamin Herzog aus Dittmannsdorf wegen Tumults und Diebstahls ordentlich mit Verlust der Kokarde, vier Jahren Zuchthaus und zwanzig Peitschenhieben.
- Der Weber Johann Carl Schubert aus Ober Leutmannsdorf wegen Tumults ordentlich mit drei und einhalbjähriger Zuchthausstsrafe und zwanzig Peitschenhieben.
- Der Weber Johann Karl Neumann aus Leutmannsdorf wegen Tumults und Diebstahls außerordentlich mit drei Jahr Zuchthaus und Verlust der Konkarde.
- Der Weber August Franz wegen Theilnahme am Tumult und wegen Diebstahls ordentlich mit dem Verlust der Kokarde, ein und einhalbjähriger Zuchthausstrafe und zwanzig Peitschenhieben.
… die vorbenannten Strafgefangenen … gaben folgenden Aufruf zu Protokoll:
Ob unsere Vergehen nur den von unseren Vertheidigern angeführten Gründen, auch nach den Gesetzen milder zu beurtheilen seien, als dies Seitens unserer hohen Richter geschehen ist? Dieß müßen wir als Gesetzunkundige dahin gestellt bleiben lassen. Auch wollen wir keineswegs verkennen und bestreiten daß wir uns schwer vergangen und Strafe verdient haben. Aber mit beglückender Zuversicht hoffen wir: daß die große Huld, Gnade und Milde Sr. Königlichen Majestät, nicht unerwogen lassen werden: wie wir gegen unseren Vorsatz zu mehreren Vergehen verleitet worden sind.
Bekannt ist es, wie grenzenlos die Noth war, in welcher wir schmachteten. Bei dem ansgestrengtesten Fleiß waren wir doch außer Stande für uns und die Unsrigen, den aller nothdürftigsten Lebensbedarf zu erwerben. In dieser, unserer schaudervollen Lage mußten wir noch Hohn und Spöott von denjenigen erfahren: welche nur deshalb unseren Broderwerb verschränkten: um ihren Reichthum zu vermehren und sich die Mittel zu Luxus, Schwelgen und Verschwenden, zu bereiten.
Als wir in unserer Verzweiflung uns endlich entschließen mußten, zu versuchen, ob wir nicht durch Flehen und Bitten uns Abhülfe verschaffen, nämlich bewirken können: daß uns fernerhin wieder der frührer empfangene, ohnehin geringe Geldlohn für unsere Arbeit, unverkürzt verabreicht würde, antwortete man uns abermals mit dem empörendsten Hohn und unternahm sogar hierauf harte Thätlichkeiten gegen uns, die wir nur bitten wollten.
Wenn wir nun endlich in unserem so schwer gereizten Zusstande nicht mehr die Kraft besaßen, uns zu mäßigen und fernerhin noch zu dulden und zu darben mit den Unsrigen, wenn wir vielmehr sogar zu strafbaren Handlungen verleitet wurden, — gewiß wird uns die Gnade Gottes so wie auch die altbekannte Milde und Menschenfreundlichkeit unseres hochverehrten Königs Majestät, Verzeihung finden lassen: zumal wir für unsere Vergehen schon so bart gebüßt haben.
In dieser beseeligenden Hoffnung flehen wir in tiefster Unterthänigkeit:
allerhuldreichst unsere Strafe auf die bis jetzt erlittene Zuchthausstrafe zu beschränken
und bitten
dieses unser Gesuch an Se. Majestät den König, befürwortend befördern zu wollen.
Es folgen die Unterschriften der 60 Inhaftierten:
Abbildungen aus
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz I.
HA
Rep. 84a Justizministerium, Nr. 50245. Strafverfahren gegen 90 Teilnehmer am Weberaufstand in Schlesien im Juni 1844, enthält u.a.: Urteile und Personalangaben über einzelne Angeklagte, fol. 14 – 28, Wortlaut des Gnadengesuches fol. 24–28
mit freundlicher Genehmigung Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Nähere Angaben zu diesen und weiteren Verhafteten und Verurteilten folgen demnächst auf dieser Homepage.
Lutz Kroneberg, April 2009